ass sich das Gastgewerbe in diesem Jahr vollständig von der Coronakrise erholen wird, scheint unwahrscheinlich. Auch die meisten Prognosen zeigen ein Minus zu den Werten vor der Pandemie, wenn auch mittlerweile nur mehr im einstelligen Bereich. Wie es dem Gastgewerbe gelingen kann, die Weichen schnellstmöglich wieder auf Erfolgskurs zu stellen, erläutert Isabella Hren, Vorstand der Bayerischen Gastgeber AG und Geschäftsführerin der Bayern Tourist GmbH (BTG), im folgenden Beitrag
Durch die Restriktionen für die Branche haben Gäste für unterschiedliche Anlässe Alternativen gefunden und manche Gewohnheiten dauerhaft verändert. Gleichzeitig kommt ein starkes Bedürfnis nach Lebensgefühl außerhalb von Krisenmanagement und Homeoffice auf. Es entsteht ein großer Nachholbedarf und viele Menschen möchten sich etwas gönnen. Zeitgleich haben sich die Gästebedürfnisse geändert, Entwicklungen, die bereits vor der Krise entstanden sind, haben deutlich an Fahrt aufgenommen. Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie sich schneller anpassen, flexibler sind.
EINIGE MEISTERN DIE HERAUSFORDERNDEN ZEITEN BESSER
Die BTG sieht in unterschiedlichen Geschäftsfeldern wie beispielsweise Klassifizierungen, Zertifizierungen, der Aus- und Weiterbildung oder in operativen Beratungen pro Jahr bis zu 800 gastgewerbliche Betriebe von Innen – auch während der letzten zwei Jahre. Dabei zeigt sich einerseits eine unterschiedliche Resilienz der verschiedenen Segmente – teilweise auch vom Markt bestimmt – und andererseits lassen zahlreiche Beispiele erkennen, wie die Krise erfolgreich trotz aller Widrigkeiten gemeistert wurde. Auch wenn viele individuelle Faktoren eine Rolle spielen, kann man einige grundlegende Erfolgsfaktoren zusammenfassen.
HERAUSFORDERUNGEN ANPACKEN UND LÖSUNGEN FINDEN
Der Ausnahmezustand der Corona-Pandemie war für alle neu und die Ausgangssituation für nahezu alle Angehörigen des Gastgewerbes gleich: Betriebe waren über Monate geschlossen, die Branche wie gelähmt. Gerade im ersten Teil der Pandemie konnte man beobachten, dass viele Betriebe abgewartet haben, andere haben sofort reagiert. „Wir machen jetzt, wofür wir davor zu wenig Zeit hatten“ war zu hören. Neue Geschäftsideen entstanden: Kochboxen, Webshops, To-Go und Drive-in Konzepte wurden implementiert. Unternehmer blieben aktiv in Kontakt mit ihren Gästen und den Mitarbeitenden – bereiteten die Wiedereröffnung vor, auch wenn niemand wusste, wann das sein würde. Besonders bei den Hoteliers mit Fokus auf Qualität, die auch Hotelsterneklassifiziert sind, konnte man einen Anstieg an Renovierungsarbeiten beziehungsweise neuen Projekten beobachten. Den genannten Betrieben fiel der Re-Start leichter, das Team war überwiegend noch verfügbar (teilweise wurden diese während der Kurzarbeit finanziell unterstützt beziehungsweise beschäftigt), die Gäste über die kontinuierlichen Entwicklungen informiert. Durch die aktive Kommunikation mit den Stammgästen, unabhängig davon ob über soziale Medien, digitale Formate oder Postkarten, konnte die Bindung gestärkt und die Sehnsucht der Kunden geschürt werden.
WANDELBAR UND AUTHENTISCH ZUGLEICH
Insbesondere in Zeiten der Krise bewährt sich eine klare Ausrichtung, ein Konzept, das durchgängig in den Betrieben erkennbar ist, gepaart mit einer spürbaren Authentizität. Diese Unternehmen wissen zum einen, für was sie stehen und passen sich dabei stetig an. Doch woher weiß man was zu einem passt – dass man authentisch ist? Im Zentrum steht dabei die objektive Analyse des eigenen Betriebs: „Was möchte der Gast“ und „was ist das Bestmögliche, das wir ihm bieten können“. Dabei ist es entscheidend, den Blick bewusst von außen auf den eigenen Betrieb und die angebotenen Dienstleitungen zu richten. Das setzt gleichzeitig auch voraus, seinen Gästen interessiert zuzuhören – sowohl im Betrieb wie auch in den sozialen Netzwerken. Die Informationen sollten regelmäßig bewertet und auch mit den Mitarbeitern diskutiert werden.
PROZESSE MÜSSEN EINFACHER UND EFFIZIENTER WERDEN
Teilweise fehlt es den Betrieben an Nachfrage, andere müssen Öffnungszeiten reduzieren, weil zu wenig Mitarbeitende da sind. Gleichzeitig beobachten wir, dass die Digitalisierung der Branche immer noch weit hinter anderen zurücksteht. Es ist verständlich, dass die Unternehmer die Kosten und den Aufwand scheuen, oft fehlt hier auch das Fachwissen. Zudem wächst das Angebot rapide und es fällt schwer, den Überblick zu bewahren. Der DEHOGA Bayern hat hierfür unter anderem ein neues Format entwickelt – den „DEHOGA Digi-Talk“, in dem in 45-minütigen Online-Seminaren monatlich Neuerungen im digitalen Bereich vorgestellt und erläutert werden. Die BTG organisiert das Branchenpartnermodell und prüft dabei Unternehmen der Zulieferindustrie auf Qualität und deren Leistungen sowie Angebote für Mitgliedsbetriebe. Das hilft, einen Überblick zu erhalten und erleichtert die Auswahl.
Weitere Informationen hierzu finden Interessierte unter: www.dehoga-branchenpartner.bayern .
WISSEN, WAS LÄUFT
Die Voraussetzung, um als Unternehmer überhaupt Herausforderungen anpacken und Lösungen finden zu können ist die Kenntnis über aktuelle Entwicklungen zu haben – informiert zu sein. Das neue Weiterbildungsmagazin der BTG hat sich genau das zum Ziel gesetzt: „Aus der Branche für die Branche“ mit wertvollen Tipps von Experten und authentischen Erfolgsgeschichten aus dem echten Gastgeberleben. In einem neuen Format „Zukunft & Erfolg“ wurden die Kernthemen der Branche zusammengefasst, diese mit Branchenexperten diskutiert, Fachartikel und Interviews veröffentlicht sowie mit Seminaren zu den Bereichen Lösungsbausteine geschaffen.
Hierzu zählen die Bereiche:
• Mitarbeiter finden & binden
• Betrieb optimieren & wachsen
• Gäste gewinnen & begeistern
• Vorschriften kennen & umsetzen
• Gründer planen & durchstarten
• Digitalisierung nutzen & profitieren
Im Interview mit Michael Kuriat, selbst erfolgreicher Unternehmer und Leaders Club-Präsident, sprach „Zukunft & Erfolg“ beispielsweise über innovative Erfolgskonzepte. Mit dem „Deutschen Gastro-Gründerpreis“ prämiert er seit Jahren die innovativsten Gründerkonzepte im deutschsprachigen Raum. Er zeigte sich zuversichtlich und sieht viele Möglichkeiten, dennoch weiß er natürlich, die Karten im Zuge der Corona-Krise für die Gastronomie neu gemischt wurden und Veränderungen notwendig sind.
NEU DENKEN, ABER WOHER KOMMEN DIE IDEEN?
Ein Beispiel für kreative Ansätze in schwierigen Zeiten zeigt die deutschsprachige Inspiration- und Networking-Plattform für Branchen profis aus der Hospitality „elevatr“. Gemäß dem Claim #thinkhospitalityforward will die Organisation einen branchenübergreifenden und internationalen Wissenstransfer schaffen und Impulse für die Hospitality-Welt von morgen geben. Getragen vom „Open Innovation“-Gedanken sollen durch den Beitrag jedes Einzelnen neue Denkansätze entstehen. Denn, die Öffnung von Innovationsprozessen ist eine bedeutende Chance, zukunftsweisende Lösungen aufzudecken für Aufgabenstellungen, die uns alle beschäftigen.