
Barrierefreiheit im Tourismus
22. Juli 2025
Zukunft gestalten statt Gegenwart verwalten
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22. Juli 2025
Zukunft gestalten statt Gegenwart verwalten
22. Juli 2025Persönlich. Diskret. Unverzichtbar.
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mmer freundlich, immer diskret - und fast immer unsichtbar. In unserer Rubrik "Stille Stars" erzählen wir die Geschichten derjenigen, die im Hintergrund mitdenken, mitfühlen - und mit vollem Einsatz dafür sorgen, dass sich Gäste rundum wohlfühlen. Concierge Tobias Lindner sorgt im Bayerischen Hof dafür, dass selbst ausgefallene Gästeanliegen Realität werden. Manchmal braucht es dafür Improvisationstalent - und manchmal einen Helikopter.

© Hotel Bayerischer Hof
In dem Münchner 5-Sterne-Haus kümmert er sich gemeinsam mit seinen fünf Kollegen rund um die Uhr um das Wohlbefinden der Gäste. Eigentlich wollte der gebürtige Westfale beruflich als Wirtschaftsinformatiker durchstarten. "Während der Wartezeit auf einen Studienplatz arbeitete ich in verschiedenen Hotelbetrieben. Da entdeckte ich die Liebe zu diesem Beruf. Der Job ist unglaublich vielfältig und spannend. Man ist sehr nah am Menschen."
Glanz, Glamour und Verschwiegenheit
Wie bereitet man sich als Concierge auf die Gäste vor? "Normalerweise haben wir vier bis acht Wochen Zeit. Die meisten Gäste planen ihren Aufenthalt frühzeitig. Wir verschaffen uns dann erstmal einen groben Überblick: Wer reist an? Wer begleitet den Gast? Unter welchen Umständen kommen sie - für eine Feier, eine Veranstaltung? Was ist zeitgleich in München los? Welche Wünsche hatten sie beim letzten Mal? Am Anreisetag werden die Gästewünsche mit dem Empfang durchgesprochen."
Manche Wünsche brauchen Zeit. "Ein Bett nach Süden ausgerichtet, kein Zimmer mit der Nummer vier, nur bestimmtes Wasser oder Gäste, die mit Schildkröten anreisen." Andere Wünsche entstehen spontan. Dann zählt Improvisationstalent - wie beim Organisieren eines Helikopters oder eines Straußes roter Rosen an Feiertagen. Wichtig: Diskretion. "Alles sehen und hören, nichts sagen."
Das magische Dreieck
Kommt es vor, dass er einen Wunsch nicht erfüllen kann? "Auch das passiert. Es gibt ein `magisches Dreieck`: Ein Wunsch muss logisch, finanzierbar und machbar sein. Wenn das nicht gegeben ist, zählt Kommunikation. Ich frage dann: Was steckt hinter dem Wunsch? Ist er emotional aufgeladen - wie etwa ein bestimmtes Restaurant zum Hochzeitstag? Das hilft passende Alternativen zu finden."
Das Concierge-Netzwerk
Nichts geht in diesem Job ohne ein hervorragendes Netzwerk. Ein Concierge muss wissen, was, wann, wo in "seiner" Stadt passiert. Tobias Lindner ist ein gern gesehener Gast - bei Vernissagen, Konzerten oder Restauranteröffnungen, denn die Betriebe wissen: Wenn Lindner sie kennt und schätzt, kann das für sie nur von Vorteil sein. "Wenn ich weiß, was wo passiert, kann ich Gäste besser beraten. Sie kommen oft überinformiert - aber ohne klare Orientierung. Der Concierge ist ihnen als Begleiter und Berater eine enorme Hilfe." Auch untereinander ist die Hilfsbereitschaft groß: "Ich kann jederzeit Kollegen aus ganz Deutschland um Hilfe bitten."
München, die Stadt zum Mitmachen
Was erwarten Gäste von der Stadt? Kultur, Tradition, Brauchtum - und das bekommen sie auch. "München ist eine Stadt zum Mitmachen. Ein Beispiel ist das Hofbräuhaus: touristisch, ja - aber mit echter Stammtischkultur. Das ist gelebtes Miteinander. In Paris ist das anders - da sitzen Touristen und Einheimische meist getrennt."
Die Zukunft der Zunft? Rosig!
Concierges sind Spezialisten, Menschen-Versteher, Improvisationskünstler. Ist das im Zeitalter der Digitalisierung noch gefragt? "Auf jeden Fall! Persönliche Bindung ist unglaublich wertvoll. Viele Gäste kommen über Jahre, ich sehe ihre Kinder aufwachsen. Diese Wiedererkennung kann kein Algorithmus ersetzten." Auch nach der Pandemie sei die Wertschätzung spürbar gestiegen. "Unser Team ist seit sechs Jahren gleich. Wir kommen aus unterschiedlichen Bereichen - Mode, Sozialwissenschaften, Bankwesen und bringen individuelle Stärken mit. Ein echter Vorteil für unsere Gäste."


