
Gaming trifft Gastgewerbe – Im Gespräch mit Toan Nguyen
16. September 2025
Dr. Thomas Geppert im Gespräch mit Alexander Dobrindt
16. September 2025
Gaming trifft Gastgewerbe – Im Gespräch mit Toan Nguyen
16. September 2025
Dr. Thomas Geppert im Gespräch mit Alexander Dobrindt
16. September 2025"Tourismus ist auch Friedensarbeit"
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iergärten, Brauchtum, Berge – aber auch exzellente Hotellerie, moderne Städte und echte Gastfreundschaft. Im Gespräch mit DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer erklärt die Vorständin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), Petra Hedorfer, warum Bayern Chancen auf noch mehr Wachstum durch internationale Gäste hat. Ein Plädoyer für mehr Miteinander und mehr Mut zur Sichtbarkeit.

Angela Inselkammer: Frau Hedorfer, wir haben uns erst vor Kurzem kennengelernt – und ich war überrascht, wie viele Überschneidungen es gibt zwischen unserer Arbeit beim DEHOGA Bayern und der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Viele Betriebe wissen aber gar nicht, was die DZT eigentlich tut.
Petra Hedorfer: Die Deutsche Zentrale für Tourismus ist die nationale Marketingorganisation für das Reiseland Deutschland. Wir machen Werbung im Ausland – für Städte, Regionen, Hotels, Kultur, Gastronomie. Unser Auftrag kommt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE). Weltweit haben wir aktuell 19 Büros – von New York bis Tokio. Wir bringen das Bild Deutschlands als Tourismusziel in die Welt.
Inselkammer: Und wie kann ein mittelständischer Betrieb aus Bayern davon profitieren?
Hedorfer: Ganz konkret: Wir bieten internationale Roadshows, Online-Workshops, Datenportale und Marketingkampagnen. Betriebe können sich einklinken – direkt oder über ihre regionale Tourismusorganisation. Über unseren „Trade-Newsletter“ informieren wir regelmäßig über Beteiligungsmöglichkeiten. Auch die DEHOGA Bayern-Mitglieder können über uns auf unser Business-Intelligence-Dashboard zugreifen – mit Markttrends, Ausgabeverhalten und sogar CO2-Fußabdruckdaten der Gäste.
Inselkammer: Und doch ist Bayern als Incoming-Ziel bisher unterrepräsentiert. Nur etwa 20 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland. Eigentlich paradox – denn international ist Bayern oft das Deutschlandbild schlechthin.
Hedorfer: Oktoberfest, Schlösser, Alpen, Wirtshauskultur – das sind starke Bilder, mit denen viele Menschen Bayern verbinden. Doch wir schöpfen das Potenzial dieser Strahlkraft noch nicht voll aus. Gäste aus den USA, Japan, China oder dem arabischen Raum bleiben im Schnitt länger, geben deutlich mehr aus und suchen gezielt nach hochwertigen Angeboten. Diese Zielgruppen besser zu erreichen, würde unsere Branche widerstandsfähiger gegenüber Krisen machen.
Inselkammer: Wie sehen internationale Gäste Deutschland denn generell?
Hedorfer: Deutschland gilt als sicher, sauber, effizient – aber auch als gastfreundlich und kulturell vielfältig. Besonders gefragt sind Schlösser, insbesondere das Schloss Neuschwanstein, aber auch Städtereisen kombiniert mit Naturerlebnissen. München mit Ausflug ins Allgäu zum Beispiel. Aus Japan kommen viele wegen Burgen und Schlössern, Amerikaner schätzen unsere Bier- und Festkultur. Und: Die bayerische Hotellerie wird international für ihre Qualität gelobt – in Kundenumfragen mit Bestnoten bewertet.
Inselkammer: Sicherheit ist ein wichtiges Thema – gerade in unruhigen Zeiten.
Hedorfer: Absolut. Für Gäste aus Übersee ist Sicherheit heute oft das wichtigste Kriterium bei der Reiseentscheidung. Deutschland steht hier hoch im Kurs. Doch das ist kein Selbstläufer – wir müssen auch weiterhin stabile Rahmenbedingungen schaffen. Tourismus ist Standortfaktor, Imagepflege – und auch Friedensarbeit: Wer reist, begegnet Menschen. Wer Menschen kennt, baut Brücken statt Mauern.
Inselkammer: Und wie sieht’s mit Nachhaltigkeit aus? Muss jeder Betrieb jetzt sein CO2-Zertifikat ins Fenster hängen?
Hedorfer: Nein, wir setzen auf Ermutigung statt Zeigefinger. Unsere Kampagnen wie „Stay a little bit longer“ laden mit Leichtigkeit zum bewussteren Reisen ein. Viele Betriebe in Deutschland sind längst vorbildlich aufgestellt: zertifiziert, energieeffizient, mit regionalen Produkten. Das erzählen wir – ohne moralisch zu sein. Gäste erwarten hohe Qualitätsstandards und wollen im Urlaub auch genießen.
Inselkammer: Und wie kommen wir dahin, dass mehr Betriebe mitmachen?
Hedorfer: Wir brauchen mehr Sichtbarkeit und bessere Vernetzung. Deshalb sind Formate wie der Bayerische Gastgebertag so wichtig – um Unternehmer mitzunehmen. Unser Job ist es, Marketing mit echter Wertschöpfung zu verbinden. Und nicht zuletzt: auch die Politik muss mitziehen – von Infrastruktur bis zu verlässlichen Förderstrukturen.
Inselkammer: Wenn wir über die Zukunft des Tourismus sprechen – welche Rolle spielt Europa?
Hedorfer: Eine zentrale. Europa ist unser wichtigster Quellmarkt. Drei Viertel unserer Übernachtungen aus dem Ausland kommen aus europäischen Ländern. Neben den Benelux-Ländern oder dem DACH-Raum sind es seit vielen Jahren auch Länder wie Polen oder Tschechien. Auch der Tourismus aus Südosteuropa entwickelt sich stark. Deutschland liegt im Herzen Europas – das ist ein strategischer Vorteil, den wir nutzen sollten.
Inselkammer: Letzte Frage: Was wünschen Sie sich von uns als Branche?
Hedorfer: Bleiben Sie, wie Sie sind: engagiert, qualitätsbewusst, menschlich. Aber zeigen Sie es! Erzählen Sie Ihre Geschichten, seien Sie sichtbar – im Wirtshaus, auf Messen, in sozialen Medien. Denn am Ende steht und fällt alles mit den Menschen. Die Gastgeberinnen und Gastgeber sind unsere größte Stärke.

Gastgeber Bayern – Ausgabe 02/2025
2. Juni 2025
Vielfalt erleben im Norden Bayerns
3. Juli 2025"Gastgewerbe ist Ausdruck Bayerischer Lebensart"
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SU-Parteivorsitzender und Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder spricht im Interview über die Mehrwertsteuersenkung für Speisen ab 2026, den Stellenwert der Gastronomie für die bayerische Identität – und warum der Koalitionsvertrag ein wirtschaftlicher Befreiungsschlag für Deutschland sein soll.

© Hendrik Steffens
Gastgeber Bayern: Im Koalitionsvertrag wurden viele wichtige Punkte für unsere Branche berücksichtigt. Darunter die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen ab dem 1. Januar 2026. Sie haben sich stark dafür eingesetzt und Wort gehalten. Warum liegt Ihnen das Gastgewerbe so am Herzen?
Dr. Markus Söder: Unsere Gastronomie ist ein zentrales Stück Bayern: Unsere Wirtshäuser sind ein Bekenntnis zu Brauchtum und Heimat und sie sind wichtige Begegnungsstätten – gerade auf dem Land. Dort sind Wirtshäuser das Herz der Dörfer. Deshalb unterstützen wir sie aus voller Überzeugung. Die Familienbetriebe stehen für das sympathische Gesicht unseres Lan[1]des. Das wollen wir erhalten. Die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer ist deshalb für die CSU zentral. Ich habe den verringerten Steuersatz schon einmal in der Bundesregierung durchgesetzt, bevor die Ampel ihr Wort gebrochen und die Steuer wieder erhöht hat. Klar ist: Was im Koalitionsvertrag steht, gilt! Die Senkung der Gastro-Steuer kommt zum 1. Januar 2026. Hinzu kommen weitere Entlastungen: Wir bauen massiv Bürokratie ab, schaffen flexiblere Arbeitszeitmodelle für Unternehmen und Beschäftigte und senken Energiekosten und Steuern. Die fleißigen Gastronomen und Hoteliers und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich auf die CSU verlassen.
Welche Entwicklungen erhoffen Sie sich durch diese Maßnahmen für den Freistaat Bayern?
Das Gastgewerbe ist Ausdruck bayerischer Lebensart. Sind wir ehrlich: Ein Leben ohne Bratwurst ist zwar möglich, aber doch nicht sinnvoll (lacht). Deshalb ist für uns klar: Wir wollen den Gastronomen helfen und das Wirtshaussterben stoppen. Und wir wollen auch die Gäste gezielt entlasten. Essen[1]gehen darf kein Luxus für Wenige sein! Es macht für eine Familie sehr wohl einen Unterschied, ob ein Schnitzel zwei Euro mehr oder weniger kostet. Und Bayern ist für sein Essen und seine Wirtshauskultur auf der ganzen Welt berühmt. Die Wirtschaften und Volksfeste sind ein großes Aushängeschild für den Freistaat in der ganzen Welt. Tourismus ist nach der Autoindustrie einer unserer wichtigsten Wirtschaftssektoren. Das müssen wir weiter fördern.
Warum ist gerade jetzt die richtige Zeit für Reformen?
Deutschland und Europa sind herausgefordert wie nie: Es gibt einerseits eine enorme Bedrohung durch Russland aus dem Osten und andererseits eine neue ökonomische und verteidigungspolitische Instabilität des Westens. Um darauf zu reagieren, braucht unser Land nicht nur einen Regierungswechsel, sondern einen echten politischen Richtungswechsel. Die Ampel hinterlässt leider einen wirtschaftlichen Scherbenhaufen. Robert Habeck ist als Wirtschaftsminister komplett gescheitert. Statt Milliarden-Subventionsflops für ausländische Unternehmen brauchen wir eine breite Unterstützung vor allem für unseren Mittelstand, familiengeführte Unternehmen und die Landwirtschaft. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Ab jetzt gilt der Dreiklang: investieren, reformieren und konsolidieren. Wir werden alles dafür tun, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wieder zu stärken. Und wir werden auch an vielen Stellen sparen und streichen: beispielsweise das Heizungsgesetz, bei der Migration und beim Bürgergeld.
Für das Gastgewerbe sind die Wochenarbeitszeit und Entbürokratisierung sehr wichtig. Reicht der Koalitionsvertrag insgesamt für eine wirtschaftliche Kehrtwende in Deutschland?
Der Koalitionsvertrag ist das größte Reformpaket seit der Agenda 2010. Alle großen Versprechen werden erfüllt: Ankurbeln der Wirtschaft, Begrenzung der Migration und Stärkung der Bundeswehr. Es ist alles drin, was Deutschland braucht. Das klare Signal an die Wirtschaft lautet: Steuern runter und nicht rauf! Wir führen für Unternehmen Sonderabschreibungen von jeweils 30 Prozent für drei Jahre ein und senken dann die Unternehmenssteuer von 15 auf 10 Prozent. Die mittleren und unteren Einkommen wollen wir entlasten – vor allem auch die mittelständischen Betriebe, die nicht von der Körperschaftsteuer betroffen sind.
Dazu muss die Wirtschaft wieder in Schwung kommen, damit wir das Geld für Entlastungen haben. Zudem wird die Arbeitszeit maximal flexibilisiert mit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit. Das hilft gerade in der Gastronomie und im Tourismus vielen Betrieben. Außerdem müssen die Energiepreise runter. Reduzierung der Stromsteuer, Reduzierung der Netzentgelte, Abschaffung der Gasumlage und die Einführung eines Industriestrompreises: Das hat Priorität.
In der Gastronomie haben viele Menschen eine Chance, eine Arbeit zu finden, die vielleicht keine Top-Ausbildung haben. Deshalb ist die Festlegung des Mindestlohns für uns eine schwerwiegende Entscheidung. Wird die Festlegung weiterhin von der unabhängigen Kommission getroffen, damit man den besonderen Talenten nicht die Heimat entzieht?
Der Koalitionsvertrag ist klar: Beim Mindestlohn wird der bisher beschrittene Weg fortgesetzt – mit einer politisch unabhängigen Mindestlohnkommission. Diese setzt die Höhe fest. Im Übrigen haben wir auf meine Intervention hin festgelegt, dass Saisonarbeitskräfte in Branchen wie dem Tourismus oder der Landwirtschaft 90 statt wie bisher 70 Tage von der Sozialversicherungspflicht befreit werden.
Aus Konkurrenten werden Kollegen: Wie bewerten Sie derzeit die Zusammenarbeit mit der SPD auf Bundesebene?
CDU, CSU und SPD sind eine Verantwortungsgemeinschaft. CDU und CSU waren in den Koalitionsgesprächen ein gutes Verhandlungsteam – und am Ende muss bei solchen Verhandlungen ein fairer Kompromiss stehen, bei dem sich alle wiederfinden. Das ist uns gelungen. Wir haben Punkte gemacht, aber die SPD eben auch. Es war keine Liebesheirat. Aber alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Wir wollen Deutschland neue Hoffnung geben mit guten Ideen und neuen Konzepten. Deutschland kann so viel mehr! Dieses Potenzial wollen wir entfesseln – und zwar wieder gemeinsam mit den Familienbetrieben, dem Handwerk und dem Mittelstand und nicht gegen sie.


