err Klein, angesichts der angespannten Lage, in der sich die Gastgewerbebranche befindet – wie blicken Sie als Einkaufsdienstleister in diese doch ungewisse Zukunft?
Wir verfügen über viel Erfahrung und Know-how in der Beschaffung von Food and Beverage- und Non-Food-Produkten, aber auch in Bereichen wie regionale Landwirtschaft, Mitarbeitersuche und Energieeinkauf. Zudem sind wir im Unternehmensverbund mit unserer österreichischen Muttergesellschaft krisensicher und resilient aufgestellt. Das ist unsere stabile Basis, von der wir losstarten können. Und wir haben mittlerweile leider auch viel Erfahrung im Umgang mit Krisen – Stichwort Corona – „gewonnen“. Mit diesen Erfahrungen blicken wir generell positiv motiviert auf die nächsten Monate. Weitere Herausforderungen werden unweigerlich auf uns zukommen und wir werden diese erneut annehmen, das heißt es braucht immer die bestmöglichen Lösungen zum Wohle unserer mittlerweile über 1.000 deutschen Mitglieder.
An welchen Hebeln kann jetzt angesetzt werden?
Veränderung ist das Gebot der Stunde – nicht immer ganz freiwillig. Hierzu müssen auch die Mitarbeiter in den Betrieben stärker eingebunden und zur Veränderung motiviert werden. Ein erfolgreiches „weiter so“ wird es in den meisten Bereichen der Beschaffung nicht geben. Und dazu gehört es beispielsweise (digitale) Prozesse zu implementieren, welche die Mitarbeiter in deren Zielerreichung gut unterstützen. Sehen wir uns in dem Zusammenhang mal das Thema Wareneinsatz konkreter an: Die Hogast verfügt mit der My Hogast-Beschaffungsplattform über ein integriertes Controlling-Instrument, das diese Wareneinsatz-Optimierung digital steuern lässt. Die verantwortlichen Mitarbeiter und deren Vorgesetzte können dort genau einsehen, wo Potenziale noch nicht ausgenützt wurden. Es geht hier beispielsweise um die vorausschauende Planung der Speisen und Menüs auf Basis von Aktionen und Sonderpreisen unserer Lieferpartner. Und natürlich auch darum, dass vereinbarte Konditionen tatsächlich in der operativen Beschaffung in Anspruch genommen werden. Verbindet man diese Controllingaufgabe mit einer Zielerreichung beim Mitarbeiter, kann dieser auch monetär durch Optimierung seiner Arbeit profitieren. Die Kennzahl wird zur eigenen Motivation, da der Wareneinsatz in Küche und Keller an einen zusätzlichen Bonus gekoppelt würde. Und die Ergebnisse im Einkauf verbessern sich für den Betrieb messbar.
Und woraus resultieren diese besseren Konditionen?
Im Falle der Hogast sind Konditionen nicht einfach nur einer generellen Rahmenvereinbarung mit den jeweiligen Lieferanten geschuldet, diese bilden lediglich die Basis. Zusätzlich werden in unseren regionalen Einkaufsgruppen „on top“ bedarfsgerecht und unter Berücksichtigung der regionalen Lieferketten und Betriebsstrukturen weitere Vorteile ausverhandelt. Unsere Mitglieder ziehen hier an einem Strang. Diese Loyalität beindruckt unsere Lieferpartner und wird gleichermaßen geschätzt, weil die Zusammenarbeit auf dieser Ebene dadurch auch planbarer, weil verbindlicher, wird. Zudem trägt dieser individuelle Blick in die Regionen auch zu deren Stabilität in Krisenzeiten bei. Man kann sich aufeinander verlassen.
Unsere Branche lebt von der Angebotsvielfalt. Was unternimmt die Hogast, um die kleinteiligen Strukturen zu fördern?
Das ist schon lange unsere Herzensangelegenheit. Wir schauen uns die touristischen Regionen genau an, holen diese Betriebe einer Region an einen Tisch und sprechen gemeinsam. Sowohl auf Seiten der Gastronomen als auch der Lieferanten. Wir durchleuchten, was schon gut gemacht wird und wo noch nicht ausreichend hingesehen wurde. Wir gründen Einkaufsgruppen, die bereits existierende Beschaffungsströme abbilden und wir bündeln den Bedarf. Gemeinsam war man schon immer stärker. Fragmentierte Strukturen, bei denen jeder in eine andere Richtung läuft, funktionieren ohnehin nicht mehr. Das läuft im Einkauf nicht anders als in der Vermarktung. Mit dem Unterschied, dass man häufig zuerst vermarktungsseitig nach Synergieeffekten sucht und den Einkauf erst im zweiten Schritt beachtet. Meiner Einschätzung nach könnte man das umdrehen. Das, was im Einkauf einzusparen ist, muss sonst mit viel Aufwand via Marketing verdient werden.
Die Hogast ist Premium-Partner der DEHOGA-Landesverbände Bayern und Baden-Württemberg. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit?
Uns ist es wichtig, dass wir uns dort direkt einbringen und einen Mehrwert liefern können, wo wir auf offene Resonanz der Gesprächspartner stoßen. Und das ist beim DEHOGA ganz sicher gegeben. Zudem schätzen wir die Arbeit der Funktionäre – gerade im Ehrenamt. Viele üben dies auch direkt in der Hogast, zum Beispiel als Gruppenbeirat aus.
Weitere Informationen zur Hogast Deutschland finden Interessierte im Internet unter www.hogast.de
5 TIPPS FÜR EINEN GELUNGENEN EINKAUF