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ochen Schliemann und Michael Dietz zählen mit "Reisen Reisen - der Podcast" zu den bekanntesten Stimmen im deutschen Reisekosmos. Im Gespräch erzählen sie, warum Bayern für viele zum Inbegriff Deutschlands geworden ist, welche Werte sie auf Reisen wichtig finden - und warum man Märkte, Buchläden und Cafés nie auslassen sollte.

© Reisen, Reisen
Wo führt Ihr Weg zuerst hin, wenn Sie ein neues Land bereisen?
Dietz: Märkte sind ein Muss! Dort spürt man den Puls eines Ortes - Menschen, Esskultur, Farben. Aber auch Buchläden und Cafés erzählen viel über Land und Leute.
Schliemann: Dort finden wir die Geschichten, die wir im Podcast erzählen.
Verändert Vielreisen den Blick auf Deutschland?
Schliemann: Absolut. Nach einer langen Reise wirkt ein Spaziergang durch heimische Wälder oder eine frische Laugenbrezel wie ein kleines Abenteuer.
Dietz: Ich merke auf Reisen immer wieder, wie schön und vielfältig Deutschland ist - und wie gut wir es haben.
Haben Sie ein Lieblingsziel in Bayern?
Schliemann: Schwer zu sagen - Tegernsee, Chiemsee, Berchtesgaden sind magisch. Aber auch Franken mit seiner Weinkultur und den kleinen Dörfern liebe ich.
Dietz: Ich dachte früher, das Allgäu sei nur was für Ommas und Oppas - bis ich dort Gleitschirmfliegen war und mich über die Oberstdorfer Schanze vom Adlerblick hab tragen lassen. Ich hab mich total verliebt. In die Berge, die Knödel, die Menschen.
Von welchen Kulturen könnten wir uns in Bayern etwas abschauen?
Schliemann: Von Japan. Höflichkeit, Achtsamkeit, Liebe zum Detail - ob beim Essen oder im Alltag.
Dietz: Und den Nahverkehr gleich mit. Ich hätte gerne die japanischen Züge in Bayern!
Welche Bilder haben Menschen weltweit von Deutschland?
Schliemann: Klassiker, wie Oktoberfest, Lederhosen, Bier - aber auch Autobahnen ohne Tempolimit und Fußball. In Asien ist Olli Kahn immer noch eine Legende.
Dietz: Deutschland hat international aber auch ein stylisches Image - vor allem wegen Berlin. Das strahlt weit in die Welt.
Wie häufig ist dabei Bayern gemeint?
Dietz: Sehr häufig. Bayern steht weltweit für das, was viele mit Deutschland verbinden: Biergärten, Berge, Tracht, Gemütlichkeit.
Schliemann: In Bangkok haben wir mal eine asiatischen Großfamilie beim Festmahl im Hofbräuhaus gesehen - über der Schweinshaxe, als wär's ein Kulturerbe.
Welche kulinarische Entdeckung haben Sie unterwegs gemacht?
Schliemann: In Thailand: Mango Sticky Rice. In Vietnam: Pho, perfekt balanciert. Begeistert bin ich außerdem von echtem hawaiianischem Essen.
Dietz: Ich habe mal frittierte Tarantel in Kambodscha angeboten bekommen - da war dann aber Schluss mit meiner Abenteuerlust.
Und umgekehrt: Wo trifft man auf deutsche Küche in der Welt?
Schliemann: Deutsche Bäckereien sind fast überall Inspiration - vom Sauerteigbrot in San Francisco bis zur Breze in Tokio.
Dietz: Und der German Döner ist inzwischen ein internationaler Foodtrend - in Paris, Kopenhagen oder New York.
Wie sollte man reisen? Und wie sollte man Gäste empfangen?
Schliemann: Mit Respekt, Neugier und möglichst offenem Herzen. Reisen sollte keine Checkliste sein, sondern echtes Erleben.
Dietz: Und Gastgeber sollten sich genauso öffnen. Meine Erfahrung ist: Die meisten Menschen meinen es gut.
Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?
Schliemann: Klar. Es gibt Länder, wo man erstmal auf Misstrauen stößt. Aber oft liegt das an kulturellen Unterschieden – mit ein paar Worten in der Landessprache und einem Lächeln kommt man fast überall weiter.
Dietz: Menschen spüren, ob man echt ist. Wer neugierig und freundlich bleibt, wird selten enttäuscht.
Wie lässt sich Authentizität im Tourismus erhalten?
Schliemann: Durch klare Grenzen. Massentourismus kann Orte zerstören – nachhaltige Konzepte helfen, die Seele eines Orts zu bewahren. Island macht das gut. Welcher Trend freut Sie – und welcher irritiert?
Dietz: Digital Detox – Menschen genießen wieder den Moment. Schliemann: Problematisch finde ich „Fake-Erlebnisse“ – wenn Leute nur reisen, um perfekte Bilder zu posten, aber nichts vom Ort aufnehmen.
Und wo geht’s als Nächstes hin?
Dietz: Nach Malta und Lugano – und in die Wallonie, eine unterschätzte Perle.
Schliemann: Ich hoffe, auch bald wieder nach Bayern. Vielleicht ins Allgäu – im Oppa-Alter bin ich ja bald.
