Ökonomie und Ökologie gehören für mich zusammen und mit Blick auf den Klimaschutz haben wir uns ehrgeizige Ziele gesteckt. Gerade die Tourismusbranche, die auf eine gesunde Umwelt ebenso wie auf Mobilität angewiesen ist, muss sich tatkräftig weiterentwickeln, um bis spätestens 2045 die Klimaneutralität zu erreichen. Mit Innovation, Kreativität und deutschem Know-how können wir beim klimaschonenden Tourismus international Vorreiter und Innovationstreiber sein. Um die Koordinierung der Tourismuspolitik zu verbessern, etablieren wir die „Nationale Plattform Zukunft des Tourismus“ mit wesentlichen Akteuren aus Bund, Ländern, Branche, Wissenschaft; sie ist das zentrale Instrument, um die Nationale Tourismusstrategie (NTS) weiterzuentwickeln. Die Plattform wird im 1. Halbjahr 2023 ihr operatives Geschäft aufnehmen. Außerdem möchte ich die Digitalisierung der Hotelmeldepflicht vorantreiben. Der analoge Papiermeldeschein kostet Geld, bedeutet bürokratischen Aufwand und bindet Personal. 2020 wurde die Regelung für erste digitale Alternativen geöffnet. Wir brauchen aber eine praxistaugliche, kostengünstige und rechtssichere Lösung, die für alle Beherbergungsbetriebe in Deutschland einfach umsetzbar ist.
Welche Maßnahmen wollen Sie anstoßen, damit der Tourismus als "Mensch-zu-Mensch-Branche", bei der Homeoffice in den meisten Fällen nicht möglich ist, auch in Zukunft attraktiv für Mitarbeiter ist?
Die Bundesregierung hat die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gestartet. In einem breiten Bündnis werden hier Förderprojekte (INQA-Experimentierräume) initiiert, die Lösungen für gute Arbeitsbedingungen und eine mitarbeiterorientierte Arbeitskultur entwickeln. Außerdem unterstützen wir mit den Förderprogrammen „Zukunftszentren“ Unternehmen mit passgenauen Analyse-, Beratungs- und innovativen Qualifizierungsangeboten dabei, Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt sozial zu gestalten. Die Angebote der „Zukunftszentren“ richten sich zum Teil auch an Unternehmen und Beschäftigte aus der Tourismusbranche.
Wie lässt sich der Tourismus generell nachhaltig stärken?
Für mich ist es ein besonders wichtiges Anliegen, klima- und umweltschädliche Emissionen im touristischen Verkehr zu senken. Dazu brauchen wir eine bessere Anbindung touristischer Destinationen an den ÖPNV, um eine autofreie An- und Abreise zu erleichtern. Der Ausbau des Schienenfernverkehrs und die Ausweitung von Nachtzugverbindungen unterstützt ein klimafreundliches Reiseverhalten. Darüber hinaus werden wir die Radverkehrsinfrastruktur ausbauen. Mit unserer Fördermaßnahme „Lift Klima“ unterstützen wir Innovationen und Impulse im Tourismus. Dabei werden Projekte gefördert, die Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung erfolgreich miteinander kombinieren und durch ihren Best-Practice-Charakter Impulse für Wirtschaft, Wissenschaft und die Politik geben, wie mit einer wachsenden Nachfrage nach touristischen Aktivitäten klimaschonend und nachhaltig umgegangen werden kann. Mit der Energiekampagne Gastgewerbe (DEHOGA) und Großhandel Außenhandel Dienstleistungen (BGA) fördert das Bundeswirtschaftsministerium eine Beschleunigung des Energieeffizienzfortschritts sowohl im deutschen Gastgewerbe als auch im deutschen Groß- und Außenhandel als einen Beitrag zur Vermeidung von CO2-Emissionen. Außerdem arbeiten wir daran, die Datenlage zu verbessern und stärker für das Thema Klima- und Umweltschutz zu sensibilisieren. Dazu wird beispielsweise im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative der Deutsche Klimafonds Tourismus (DKT) etabliert, der es der Tourismusbranche leichter machen soll, Treibhausgas-Reduktionen (THG) umzusetzen und zu dokumentieren.
Und welche Ansätze verfolgen Sie, um den Tourismus in Deutschland zukunftsfähig zu machen?
Neben der Klimaneutralität ist die Fach- und Arbeitskräftesicherung eine der größten Herausforderungen für die Tourismusbranche. Die Corona-Pandemie hat die Personalengpässe, insbesondere im Gastgewerbe, noch verschärft. In erster Linie ist hier die Branche selbst gefordert, die Arbeit im Gastgewerbe attraktiv zu gestalten. Klar ist aber auch: Wir sind eine alternde Gesellschaft und werden unseren wirtschaftlichen Wohlstand ohne Zuwanderung nicht erhalten können. Ein wichtiges Ziel der neuen Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist daher die Stärkung der Fachkräfteeinwanderung. Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist auf den Weg gebracht. Ein weiterer Ansatz, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Tourismusbranche zu erhalten und zu stärken, ist die Stärkung des ländlichen Raums. Im Rahmen der Reform der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) richten wir Fördervoraussetzungen und Förderschwerpunkte neu aus und behalten dabei die wichtige Rolle des Tourismus im Blick.