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er Name Jochen Schweizer steht für Innovation, Zukunftsgeist und „Mut zum Risiko“. Der erfolgreiche Unternehmer und Extremsportler erläutert im exklusiven Gespräch mit Gastgeber Bayern, warum Risikobereitschaft und -bewusstsein aus seiner Sicht auch wesentliche Faktoren des beruflichen Erfolgs sind, was Gastronomen beim viel zitierten „Blick über den Tellerrand“ lernen können und welche besondere Beziehung er persönlich zu Bayern hat.
Neue Erfahrungen zu machen und Abenteuer zu erleben, das ist wie frische Luft für den Geist. Es bringt uns dazu, unsere Grenzen zu erweitern und zu erkennen, dass vieles möglich ist, wenn wir nur den Mut aufbringen, den ersten Schritt zu tun. Genau das haben meine Seminar-Teilnehmer in Norwegen am eigenen Leib erlebt: Sich selbst wieder lebendig zu fühlen und durch viele neue Eindrücke Kraft zu schöpfen, um sich wieder auf den eigenen Weg zu besinnen. Aus der eigenen Komfortzone auszubrechen ist dabei essenziell, weil es uns wachsen lässt, das Selbstvertrauen stärkt und uns lehrt, flexibel und anpassungsfähig zu sein – das ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.
In einer Welt, die sich immer schneller dreht, wird das bewusste Erleben zum Schlüssel für tiefe Zufriedenheit und echtes Glück. Es geht darum, den Moment zu genießen und das Leben nicht nur als Rennen zu sehen, sondern als eine Reise, die es wert ist, voll ausgekostet zu werden. Ständig wird unsere Aufmerksamkeit verlangt, ob bei der Arbeit oder bei den sich ständig vermehrenden Eindrücken in den Medien. Wir sind „disconnected“ von uns selbst. Es ist wichtiger denn je, sich gerade jetzt die Zeit zu nehmen, sich zu „reconnecten“ und von Zeit zu Zeit etwas Abstand von dieser hektischen Welt zu gewinnen.
Sie blicken über den Tellerrand hinaus und sammeln Erfahrungen auf der ganzen Welt. Wie können bayerische Hoteliers und Gastronomen ihren Weitblick schärfen?
Mein Rat ist, immer neugierig zu bleiben und vorausschauend zu denken. Inspiration kann man überall finden, oft an den unerwarteten Orten. Das Verstehen und Integrieren internationaler Trends und Kulturen kann helfen, das eigene Angebot zu bereichern und noch einladender zu gestalten. Genauso verhält es sich mit technischen Neuerungen. Wir in der Jochen Schweizer Arena haben zum Beispiel eine internationale und eine asiatische Küche und nutzen ein spezielles System für unseren Service – wir nennen es „fast service, but no fast food“. Unsere Gäste haben die Wahl, traditionell zu bestellen oder selbst digital, inklusive Self-Checkout. Serviert wird traditionell, die Wartezeiten bis zu Bestellung und zur Bezahlung sind auch bei höchstem Gästeaufkommen eliminiert.
Sie stehen für den Mut zum Vorangehen ohne Angst vor dem Scheitern. Wie können wir „normale“ Menschen lernen, mit Risiken umzugehen?
Mut zu haben bedeutet nicht, keine Angst vor dem Scheitern zu haben, sondern trotz der Angst voranzugehen. Es ist wichtig, Risiken sorgfältig abzuwägen, aber ebenso wichtig ist es, sich nicht von ihnen lähmen zu lassen. Risikomanagement ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernens und Wachsens. Jede Entscheidung bestimmt den eigenen Weg und jedes augenscheinliche Scheitern führt hin zu einer neuen Situation. So manch vermeintlicher Rückschlag entpuppte sich bei mir als die Grundlage für einen großen Erfolg. Denn eigentlich gibt es kein Scheitern, es gibt nur neue Situationen, die man als Herausforderungen begreifen muss, um am Ende an ihnen zu wachsen.
Ihr Unternehmen hat seinen Ursprung in Bayern. Inwiefern prägt die Herkunft auch Ihre unternehmerische Vision?
Bayern, mit seiner reichen Tradition und starken Werteorientierung, hat meine Sicht auf Unternehmertum tief geprägt. Die Verbundenheit mit der Heimat und ihre Werte spiegeln sich in meinem Bestreben wider, Authentizität und Beständigkeit in allen meinen Unternehmungen zu wahren. Bayern steht für Gastfreundschaft und Gemütlichkeit.
Bayerns Gastfreundschaft und Gemütlichkeit sind einzigartig und bieten eine hervorragende Grundlage, um unvergessliche Erlebnisse zu schaffen. Diese Elemente können international sehr ansprechend sein, wenn sie authentisch, aber mit modernem Touch präsentiert werden und die Gäste sich selbst als Teil des Erlebnisses verstehen. Bei uns in der Jochen Schweizer Arena gibt es beispielsweise ein bayerisches Krimidinner, eine Verschmelzung von komödiantischer Theaterkunst und bayerischer Tradition, bei denen die Zuschauer selbst Teil des Krimis werden.
Begegnungen sind der Kern menschlicher Erfahrungen. Sie bereichern unser Leben, erweitern unsere Perspektiven und fördern das Verständnis. Nicht umsonst lautet der Titel meines aktuellen Spiegel Top Ten Bestseller-Romans, den ich gerade verschenke, „die Begegnung“. Das Gastgewerbe spielt dabei eine zentrale Rolle, da es Menschen zusammenbringt, den Austausch fördert und damit Orte der Begegnung schafft. Gerade in der digitalen Welt ist es wichtig, echten Verbindungen in der realen Welt bewusst Raum zu geben.
Ein authentisches Erlebnis muss nicht immer außergewöhnlich im großen Stil sein, es muss echt sein und eine Geschichte erzählen. Die besten Erlebnisse sind die, die eine persönliche Note haben und mit denen sich Menschen auf einer tieferen Ebene verbinden können.
Kulinarische Erlebnisse spielen eine zentrale Rolle, denn Essen verbindet Menschen. Gastronomen können durch kreative und qualitativ hochwertige Angebote Teil dieser Erlebniswelt werden und so nicht nur Gäste anziehen, sondern auch unvergessliche Erinnerungen schaffen.
In Hotels wünsche ich mir vor allem Authentizität und eine starke Verbindung zur lokalen Kultur. Hotels, die ihre Umgebung widerspiegeln und einzigartige lokale Erfahrungen bieten, ziehen mich besonders an.
Ihr Lebensmotto „Immer einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist.“ hat sich nie verändert. Welchen Ratschlag möchten Sie jungen Unternehmern mit auf den Weg geben?
Die meisten Menschen scheitern nicht – sie geben nur zu früh auf. Und es geben viel mehr Menschen auf, als das Menschen scheitern. Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben und an sich zu glauben. Erfolg kommt nicht über Nacht, und Rückschläge sind Teil der Reise. Beharrlichkeit und die Fähigkeit, aus jedem Sturz zu lernen und gestärkt aufzustehen, sind entscheidend.