Ohne Zweifel: Das Wirtshaus ist ein Kulturgut erster Güte, fester Bestandteil bayerischer Tradition. Doch Sie glauben nicht, wie viele Dörfer mittlerweile ohne Wirtshäuser dastehen. Mittlerweile spricht die Branche schon von einer „wirtshausfreien Zone“. Ein knappes Viertel aller bayerischen Gemeinden existieren – oder sollen wir besser sagen „vegetieren“ – heute ohne Wirtshaus. Erst wenn es zur Betriebsaufgabe des letzten Wirts in einem Ort gekommen ist, merken viele, was ihnen da verloren gegangen ist.
Dabei ist eine Dorfwirtschaft seit jeher mehr als nur ein Platz, wo man seinen Hunger befriedigen und seinen Durst stillen kann. Eine Dorfwirtschaft ist der Kommunikationsplatz einer Dorfgemeinschaft, ihr Stammtisch ist legendär.
Hier treffen „Schwarze“ auf „Rote“, „Weltliche“ auf „Geistliche“, „Großkopferte“ auf „Kleinbürgertum“, Väter auf Familien. Hier werden Entscheidungen ausgekartelt, Geschäfte mit Handschlag besiegelt, hier wird gemeinsam gelacht, gefeiert und getrauert.
Wirtshäuser zählen mittlerweile zu den ganz wichtigen weichen Standortfaktoren bei Unternehmen, denn ohne Wirtshaus gibt es kein „sozial-kulinarisches“ Zentrum im Ort, aber auch keinen Tourismus. Ebenso sprechen knallharte Fakten für dessen Systemrelevanz.
In Bayern gehört es zur Tradition, dass politische Entscheidungen in Wirtshäusern vorbereitet und diskutiert werden. Es gehört zur Tradition, dass man zusammen rutscht und die Wirtschaft nicht voll ist, wenn an jedem Tisch nur einer sitzt. Gerade um diese Tradition beneiden uns viele in Deutschland und über dessen Grenzen hinaus. Vielleicht trägt diese Tradition auch dazu bei, dass es uns in Bayern besser geht, als fast überall auf der Welt, weil man sich eben auf einer gemeinsamen Ebene, an einem neutralen Ort – dem Wirtshaus – trifft und Sachen in angenehmer Atmosphäre regelt.
Wir haben in dieser Ausgabe von „Gastgeber Bayern“ versucht, die Bedeutung unserer Branche von den verschiedensten Blickwinkeln her zu beleuchten: von politischer Seite, aus sozio-kultureller und ökonomischer Sicht, wir haben aber auch nicht die Stimmen unserer Gäste vergessen. Doch lesen Sie selbst…